Anja Hurtado Medina ist systemischer Coach, zertifizierte Mediatorin, hat Gesellschaft- und Wirtschaftskommunikation an der Universität der Künste in Berlin studiert. Zehn Jahre lang arbeitete sie als Moderatorin und Redakteurin bei Radio Fritz/rbb und engagierte sich bundesweit und international in sozialen Projekten in der Kinder- und Jugendarbeit. Beim Bundesvision Song Contest 2006 rappte die gebürtige Rostockerin ihr Bundesland auf den achten Platz. Die dreifache Mutter geht mit Leidenschaft in ihrem Job als Culture Manager bei der vor zwei Jahren gegründeten HDI next GmbH (HNX) in Rostock auf. Im Jahr 2021 moderierte sie die virtuelle Talanx Jahresauftaktveranstaltung und das virtuelle Forum von HDI Deutschland zum Auftakt des Strategieprogramms GO25.
HDI next steht für Startup-Kultur inmitten unseres Konzerns: Unsere Mitarbeitenden arbeiten in einem sehr hohen Maß eigenverantwortlich. Wir setzen vor allem auf Freiheit, Vertrauen und Verantwortung. Am Ende zählt, ob die Teams ihre Ziele erreicht haben. Wir orientieren uns am integral evolutionären Paradigma des Vordenkers Frédéric Laloux. Unser Kulturmodell basiert auf den drei Paradigmen: Sinnstiftung, Ganzheit und Selbstführung. Insofern hat Kommunikation einen besonders hohen Stellenwert bei uns – wir haben eine vielschichtige Feedbackkultur und einen fest verankerten Konfliktlösungsprozess. Die HNX ist eine offene, transparente Organisation, die alle Mitarbeitenden dazu anregt, unternehmerisch zu denken und zu handeln. Das steigert nicht nur die intrinsische Motivation und persönliche Zufriedenheit, sondern natürlich auch die Identifikation mit der next.
Feelgood-Management ist im Prinzip nur ein Teil vom Culture-Management. Meine Arbeit ist sehr vielseitig: so agiere ich vor allem als Schnittstelle, gebe Impulse und unterstütze unsere Teams dabei Herausforderungen und Probleme proaktiv zu lösen, was vor dem Hintergrund einer Organisation ohne Vorgesetzte natürlich besondere Relevanz hat. Dabei geht es gar nicht darum für alles eine Lösung parat zu haben, sondern auch mal Spannungen auszuhalten und eher minimal invasiv vorzugehen. Ich höre also vor allem zu und stelle die richtigen Fragen. Weiterhin organisiere ich Events, produziere Videos und Präsentationen. Darüber hinaus begleite ich unsere Leute bei der Lösung von Konflikten durch Mediation und konzipiere nicht nur unsere Cultural-Fit-Workshops, sondern führe sie auch durch. Dabei geht es auch immer viel um die persönliche Weiterentwicklung unserer Leute – dies ist nicht immer leicht und vor allem nicht immer nur „Feelgood“ – daher trifft die Bezeichnung Culture Manager eher den Kern. Wenn wir Menschen helfen können, sich zu entwickeln, haben wir einen super Job gemacht, denn mit den Menschen entwickelt sich ja gleichsam auch die Organisation stetig weiter.
Kultur fällt uns vor allem dann auf, wenn sie anders ist als das, was wir in unserer subjektiven Wahrnehmung als „normal“ empfinden, z.B. wie wir reden und kommunizieren, wie wir handeln und agieren, wie wir Probleme lösen, wie wir Verantwortung übernehmen, wie wir uns zeigen und wahrnehmen. Eine neue Kultur zu kreieren funktioniert natürlich nicht, indem man einfach irgendetwas hippes rüberkippt über eine bestehende Tradition – da dies ja alles Vorherige in Frage stellt und man demzufolge auf Ablehnung und Skepsis trifft. Kulturwandel benötigt individuelle Persönlichkeitsentwicklung kombiniert mit strukturellen Innovationen. Kultur hat für mich vor allem mit Gemeinschaft zu tun. Wie identifiziere ich mich mit meinen Kolleginnen und Kollegen bzw. meiner Organisation? Wir haben die nextler gefragt: Was ist euch persönlich wichtig und worauf legt ihr Wert im Arbeitskontext? Was darf auf keinen Fall passieren? Wer wollen wir sein und wie wollen wir gemeinsam dahin kommen? Was brauchen wir dafür? All diese Ergebnisse fassen wir momentan in unserem HNX-Culture Book zusammen. Wir generieren unsere Kultur aus dem Mindset, der Haltung und den Werten unserer Mitarbeitenden. Alles andere wäre nur reine Etikettierung.
Ganz typisch für meinen Job: „Ach ja, die Feelgood-Fee…“. In der Musikszene gab es für mich früher als eine der ersten weiblichen Rapperinnen natürlich auch ordentlich Gegenwind. Aber ich lasse das nicht an mich rankommen. Nur weil es in den Kopf eines anderen nicht reinpasst, heißt das ja nicht, dass es in meinem nicht funktioniert! Umgekehrt habe ich mich im Bias-Training ertappt, dass ich mich im positiven Sinne von besonders sympathischen Menschen schonmal hab blenden lassen. Deswegen finde ich die Art unserer Bewerbungsgespräche bei der HNX gut. Die Teams rekrutieren ihre zukünftigen KollegInnen nämlich selbst, dabei sind immer mehrere Personen involviert. So können wir die Schwarmintelligenz bestmöglich nutzen, da jeder natürlich andere Facetten beim Gegenüber wahrnimmt – erhellend.
Dass sie alles machen und sein können, was sie sich vorstellen! Das gilt im Übrigen aber genauso auch für meinen Sohn. Meine Kinder bestärke ich darin, dass sie charakterlich starke Persönlichkeiten werden, die ihren eigenen Weg gehen und sich nicht von den Vorstellungen anderer eingrenzen lassen. Kreativität, Bildung und Selbstwirksamkeit sind wichtige Grundpfeiler hierfür.