Als Qualitätsmanagerin im Verpflegungskosmos in Köln trägt Stefanie Limbach zwar keine Personalverantwortung. Dennoch ist die Ökotrophologin, deren Stabsstelle vor 20 Jahren eingerichtet wurde, weisungsbefugt gegenüber dem Küchenpersonal. Disziplinarischer Vorgesetzter der rund 20 Köche:innen, Hauswirtschafterinnen sowie der QM-Expertin ist der Küchenleiter. Vor der Pandemie hat die Abteilung täglich gut 1.200 Mittagessen produziert; zurzeit ist das Angebot stark eingeschränkt. Qualität managen, das bedeutet für die 51-Jährige, immer und auf alles ein strenges Auge zu haben. Dafür zu sorgen, dass Vorgaben exakt umgesetzt werden, auf Fehler hinzuweisen, Korrekturen einzufordern und neue Standards zu implementieren: „Diese Aufgabe birgt auch ohne die strengen Corona-Auflagen nicht wenig Konfliktpotenzial.“
Vor allem das erste Jahr sei „echt hart“ gewesen. „Ich durfte mir die neu geschaffene Position selbst gestalten, doch mein Standing musste ich mir (regelrecht) erkämpfen.“ Eine der frühen Lektionen der damals Anfang Dreißigjährigen: Mit knappen, klaren Ansagen kommt man weiter als mit formvollendeter Höflichkeit. Insbesondere das männliche Personal habe „die Studierte“ anfangs immer mal wieder auflaufen lassen. Wenn Mitarbeitende testen, wie weit sie den Bogen spannen können, sei Harmonieverliebtheit definitiv fehl am Platz. „Sich durchzusetzen heißt eben auch sich auseinanderzusetzen, Konflikte auszutragen und auszuhalten.“ Runterschlucken oder totschweigen sei keine Option, so Stefanie Limbach, denn das vergifte das Arbeitsklima. „Männer tun sich da meiner Erfahrung nach leichter. Während sie ihre Meinung häufig direkt und unverblümt äußern, neigen Frauen eher zu Kritik hinter vorgehaltener Hand.“
Mit beiden müsse man lernen umzugehen. „Das mentale Rüstzeug dafür ist letztlich genauso wichtig wie die fachliche Qualifikation.“ Ebenfalls hilfreich: offen für und neugierig auf Neues zu sein – und mit ebenso viel Elan wie Disziplin etwas zu Ende zu bringen. Natürlich dürfe und solle man sich über Erreichtes freuen, kontraproduktiv wäre es aber, sich darauf ausruhen. „Denn dann hört man auf, etwas erreichen zu wollen“, findet Stefanie Limbach. Ein anderer Glaubenssatz: Mut lohnt sich! Um vorweg zu marschieren, so die QM-Expertin, müsse man bereit sein, seine Komfortzone zu verlassen. Und bitte schön weniger selbstkritisch sein. „In dieser Hinsicht kann man sich einiges von den Männern abschauen.“
Mehr Frauenpower in der Gemeinschaftsverpflegung: „Das wäre wirklich klasse“, denkt Stefanie Limbach, die seit vier Jahren auch als Bio-Mentorin unterwegs ist und in dieser Funktion ebenfalls mehrheitlich männliche Kollegen hat. Der Branche eine Frauenquote überzustülpen fände sie trotzdem nicht gut. „Kann etwas, das aufgezwungen wird, wirklich funktionieren?“, stellt sie in den Raum. „Viel besser wäre doch, wir würden uns für weibliche Nachwuchskräfte attraktiver machen – und damit dem Fachkräftemangel entgegentreten. Denn der ist längst Realität.“