Wäre Fayez Allababidy in Syrien geblieben, hätte ihn das vielleicht das Leben gekostet. Er war alt genug, dass ihn das Militär einziehen konnte. Und als Soldat hätte er gegen die syrische Opposition und den „Islamischen Staat“ in einen Krieg ziehen müssen, in dem bereits Hunderttausende ihr Leben verloren. Über fünf Millionen Syrer haben das Land seit dem Beginn des Bürgerkriegs 2011 verlassen, meldet das Flüchtlingshilfswerk UNHCR.
Fayez Allababidy ist kein Soldat. Er hat in Damaskus Physik studiert und seine Leistungen mit einem Bachelor of Science veredelt. Also entschloss er sich zur Flucht nach Europa. Fayez Allababidy packte das Nötigste zusammen, schnallte sich seinen Rucksack auf den Rücken und begab sich auf den gefährlichen Weg nach Europa: An der Westküste der Türkei setzte er mit einem Boot nach Griechenland über. Wind und Wellen bringen dort regelmäßig Boote zum Kentern. Über die Balkanroute kam er schließlich nach Deutschland. Und landete erst einmal in einem Asylbewerberheim. „Ich habe dann von 2015 bis 2017 Sprachkurse gemacht“, sagt Fayez Allababidy. „Jetzt habe ich in Bergisch Gladbach in der Nähe von Köln eine eigene kleine Wohnung.“
„Ich mag alles, was logisch ist und mit Mathematik und Programmieren zu tun hat.“ - Fayez Allababidy, Talanx Systeme AG
Vor wenigen Wochen begann Fayez Allababidy in Köln eine duale Ausbildung zum Wirtschaftsinformatiker bei der Talanx Systeme AG. Damit ist er einer von 13 Auszubildenden des neuen Jahrgangs, die sich auf dieses Fachgebiet spezialisieren. Im Wechsel lernen sie nun an der Fachhochschule die theoretischen Grundlagen der Betriebswirtschaft und Informatik, und in den Praxisphasen sind sie bei Talanx in IT-Projekte eingebunden. „Das duale Studium finde ich toll, weil es Berufspraxis und Lehre miteinander verbindet“, sagt Fayez Allababidy. „Ich habe damit zwar etwas komplett Neues angefangen, aber als Typ mag ich alles, was logisch ist und mit Mathematik und Programmieren zu tun hat.“ Durch das Ausbildungsgehalt benötigt er nun auch keine staatliche Unterstützung mehr, worauf er sehr stolz ist: „Ich möchte hier selber arbeiten, unter Deutschen leben, unabhängig sein.“
Diesen Wunsch teilt er mit Djoulde Barry. Der 23-Jährige floh aus Guinea, das Land im Westen Afrikas zählt zu den ärmsten der Welt. Seit gut einem Jahr lässt sich Djoulde Barry bei der Talanx Service AG in Köln zum Koch ausbilden. „Während meines Sprachkurses fragte unsere Deutschlehrerin, wer sich vorstellen könne, als Koch zu arbeiten“, erinnert er sich. Die Lehrerin hatte für ihre Schüler nach Ausbildungsplätzen recherchiert und ihn so auf die Idee gebracht. „Ich finde es wichtig, hier in Deutschland eine richtige Ausbildung zu machen, und Kochen ist ein kreativer Beruf, das mag ich. Bei Talanx gefällt es mir sehr. Ich mag meinen Arbeitsplatz und meine Kollegen.“
„Kochen ist ein kreativer Beruf, das mag ich.“ - Djoulde Barry, Talanx Service AG
In gewisser Weise lernt Djoulde Barry nun Deutsch auf zweierlei Arten: die Sprache und in der Küche. „In meiner Heimat hat meine Mutter immer für mich gekocht“, erinnert er sich. „Hier lerne ich jetzt, für andere zu kochen. Mein deutsches Lieblingsgericht ist Rinder-gulasch.“ Und was die Sprache angeht: „Ich weiß, dass ich sie noch besser lernen muss. Am Anfang war es nicht so einfach. Nun kann ich mich mit ein paar Freunden außerhalb der Firma und anderen Azubis austauschen.“
Auch Wirtschaftsinformatiker Fayez Allababidy ist längst in Deutschland angekommen. Er singt im Konzertchor seines Wohnortes Bergisch Gladbach als Tenor zum Beispiel Mozarts Requiem. Und als frisch gebackener Rheinländer hat er die höchste Stufe der Integration auch schon genommen: „Ich bin jetzt im Karnevalsverein, im Rheinland gehört man ja damit dazu.“